Vergütung
Die Vergütung des wissenschaftlichen Volontariats wird seit Längerem kontrovers diskutiert. Da eine faire Bezahlung ein Hauptanliegen des AK Volontariat Bayern ist und in letzter Zeit vermehrt die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit erhielt, wird ihm hier ein eigener Unterpunkt gewidmet.
Nach der "Empfehlung zur Vergütung von wissenschaftlichen Volontärinnen und Volontären in Museen" des Deutschen Museumsbundes und ICOM Deutschland vom Mai 2007 und dem Leitfaden für das wissenschaftliche Volontariat des DMB sollte sich die Vergütung des wissenschaftlichen Volontariats an den jeweils geltenden Tarifverträgen für öffentliche Bedienstete (TVöD/TV-L/BAT) orientieren und der Hälfte der Eingruppierung von TVöD E 13 entsprechen (Öffentlicher-Dienst.info). Im zweiten Jahr sollte die zweite Stufe gezahlt werden, da die §§ 17, 26 des BBiG vorschreiben, dass die Vergütung Auszubildender "mindestens jährlich" zu steigen hat. Die Praxis sieht leider oft immer noch anders aus.
Diese Vergütung ist damit zu begründen, „dass die Volontäre und Volontärinnen wissenschaftlich qualifizierte Kräfte sind [daher Eingruppierung in TVöD E 13] und das Volontariat der spezifischen Ausbildung dient [daher die Hälfte der tariflichen Vergütung].“[1]
Aber: Selbst wenn ein Volontär/eine Volontärin eine Vergütung von TVöD E 13 50% erhält, erfolgt die Bezahlung lediglich "in Anlehnung an den Tarifvertrag". Es erfolgt also keine Eingruppierung in diese Entgeldgruppe, wodurch dem Volontär/der Volontärin die weiteren Rechte des Tarifvertrags verwehrt bleiben. So werden zum Beispiel die Volontariatsjahre nicht angerechnet, wenn es später um eine Stufenzuteilung innerhalb der Entgeldgruppen des TVöD oder um Sonderzahlungen geht.
Obwohl erfreulicherweise immer mehr Arbeitgeber die Vergütung in Anlehnung an TVöD E 13 50% gewähren, gibt es nach wie vor Differenzen bei der Bezahlung. So gibt es immer noch Arbeitgeber, die lediglich die sogenannten Anwärterbezüge für den höheren Dienst bezahlen - wohlgemerkt ohne, dass der Volontär/die Volontärin danach, auf eine feste Übernahme, geschweige denn eine Verbeamtung hoffen dürfte. Diesen Volontärinnen und Volontären bleibt jeden Monat netto nur ein Betrag von etwa 1000 €. In Ballungszentren wie München oder Nürnberg ist damit der Lebensunterhalt kaum zu bestreiten. Bei einem Durchschnittsalter von 30 Jahren sind viele Volontärinnen und Volontären deshalb trotz Vollzeitbeschäftigung, Hochschulabschluss und teils sogar Promotion auf einen Nebenjob bzw. die finanzielle Unterstützung durch Eltern oder die Agentur für Arbeit angewiesen. Dem DMB-Leitfaden zufolge, handelt es sich bei dieser Bezahlung um keine angemessene Vergütung und sie kann sogar rechtlich unzulässig sein.
Neuesten Umfrageergebnissen zufolge, findet in Bayern seit einigen Jahren glücklicherweise ein Umdenken statt. So haben seit 2017 fast alle bayerischen Bezirke von den Anwärterbezügen auf die E 13 50% umgestellt, ebenso viele Kommunen sowie bereits 2016 der Freistaat Bayern. Außerdem zeigt der neueste Trend, dass immer mehr Arbeitgeber, darunter auch kleinere Kommunen, sogar die zweite Stufe im zweiten Jahr bezahlen. Anwärterbezüge für den höheren Dienst werden somit immer mehr zur Ausnahme.
Der AK Volontariat Bayern spricht sich deutlich für eine einheitliche Bezahlung aller bayerischen Volontärinnen und Volontäre an staatlichen und nichtstaatlichen Häusern entsprechend der Empfehlung des Deutschen Museumsbundes und ICOM Deutschland nach TVöD 13 50% (Stufe 1 im ersten Jahr und Stufe 2 im zweiten Jahr) aus. Die Volontärinnen und Volontäre leisten einen wesentlichen Beitrag in der täglichen Museumsarbeit, in manchen Einrichtungen ersetzen sie sogar ganze Stellen – ein Umstand, der gerecht entlohnt werden sollte.
[1] Deutscher Museumsbund e.V. (Hrsg.): Leitfaden für das wissenschaftliche Volontariat im Museum, Berlin 2018, S. 9.
Weitere Informationen zum Thema Vergütung:
- Reaktionen in der Presse (Auszüge):
- Bortloff, Jens, Das Recht des wissenschaftlichen Volontariats an Museen, in: Deutscher Museumsbund (Hrsg.), Museumskunde 79 (2014), Heft 2, S.47-55 (Der Artikel steht auf der Website des AK Volontariats beim DMB zum Download bereit).
- Mayr, Christoph/ Bock, Stefanie/ Tischberger, Roman/ Fendl, Johanna, Meistens nicht mal Mindestlohn. Zur Situation bayerischer Volontäre zwischen Arbeit, Ausbildung und Vergütung, in: Museum Heute 47 (2015), S.74-78.